Jurystatements 2021

 

Projekt: Jefta van Dinther

Antragsteller: Jefta van Dinther, Berlin 
Kofinanziert von: Land Berlin, HAU Hebbel am Ufer, Norrlands Operan Umeå u.a.

Der in Berlin ansässige Tänzer und Choreograf entwickelt seit 2008 eigene Stücke und das von Anfang an auf hohem künstlerischem Niveau, wofür er bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Spätestens mit der Aufführung GRIND (2011) wurde klar, dass hier ein Künstler am Werk ist, der in seinen Arbeiten Bewegung, Sound und Licht auf vollkommen gleichberechtigter Ebene zu verschmelzen weiß und dadurch seine einzigartige Handschrift erkennen lässt. Die Förderung von TANZPAKT soll jetzt den professionellen Aufbau und die Verankerung einer international aufgestellten Company mit sieben Tänzer:innen in der Stadt Berlin ermöglichen. Die beiden für die kommenden Jahre geplanten großen Ensemblearbeiten werden von einem Mentoring-Programm für Nachwuchskünstler:innen begleitet, das Modellcharakter haben könnte. Nicht zuletzt haben die Jury die im Antrag skizzierten praktischen Ansätze zum nachhaltigen Produzieren und Touren überzeugt.

 

Projekt: UNIque@dance / Netzwerk für mixed-abled Tanzausbildung
Antragsteller: DIN A 13 tanzcompany, Köln
Kofinanziert von: Land Nordrhein-Westfalen, Stadt Köln, Aktion Mensch, Kämpgen-Stiftung

DIN A 13 tanzcompany ist wohl das über Deutschlands Grenzen hinaus bekannteste Ensemble aus Tänzer:innen mit und ohne körperlicher Behinderung. Seit 1995 entwickelt es unter der künstlerischen Leitung von Gerda König neue ästhetische Kategorien, die unsere Sehgewohnheiten immer wieder neu hinterfragen. Mit dem Dreijahres Programm UNIque@dance soll nun die längst überfällige Basis für eine inklusive Tanzausbildung aufgebaut werden: mittels eines bundesweiten Netzwerks aus Hochschulen, Vermittler:innen und Expert:innen mit Behinderung für mixed-abled Tanz, Fachverbänden etc. Die Jury erhofft sich, dass es der DINA A 13 tanzcompany mit Unterstützung von TANZPAKT in den nächsten Jahren gelingen wird, die Struktur an den Tanzhochschulen für Tänzer:innen mit Behinderung so zu verändern, dass die Diversität von Körpern zu einem festen professionellen Bestandteil der Kultur- und Bildungslandschaft werden kann.

 

Projekt: MACHBARSCHAFTEN
Antragsteller: Sebastian Weber Dance Company, Leipzig 
Kofinanziert von: Land Sachsen-Anhalt, Stadt Leipzig, Stadt Bernburg, Stadt Meißen, Stadt Staßfurt, Salzlandkreis

Das Konzept „Machbarschaften“ hat die Jury auf ganzer Linie überzeugt, da die Professionalisierung der Company mit dem Aufbau von strukturellen Nachbarschaften verknüpft wird: Mit 10 Tänzer:innen ist die SWDC inzwischen eines der größten freien Ensembles im Osten Deutschlands, das seine Aktivitäten und damit stetig wachsenden Produktionsstrukturen nun um eine eigene Probebühne erweitern will, die auch anderen Akteur:innen der freien Szene zur Verfügung stehen soll. Neben einer Verpartnerung mit internationalen Steptanz-Zentren in Barcelona und Liége liegt der Fokus der nächsten Jahre auf der Entwicklung regionaler Strukturen: Mit neuen Partner:innen wird ein mitteldeutsches Gastspiel-Netzwerk initiiert, das von partizipativen Tanzvermittlungs-formaten wie „COWBOY CONCERTS“ begleitet den Tanz in kulturschwachen Regionen verankert. Für den Austausch, die Vernetzung und das Teilen von Ressourcen lädt die Company zu jährliche MACHBARSCHAFTSTREFFEN ein, deren Themen sich immer wieder neu aus der Praxis speisen werden.

 

Projekt: Landerer&Company
Antragsteller: Landerer&Company, Hannover
Kofinanziert von: Land Niedersachsen, Stadt Hannover, Stiftung Niedersachsen

Die langjährige und nachhaltige Aufbauarbeit der Tanzcompagnie von Felix Landerer, ansässig in Hannover, soll gestärkt werden. Es wird ein festes vierköpfiges Tanzensemble gebildet, um eine langfristige Planung und stabile Arbeitsstruktur zu ermöglichen. Die Förderung setzt den Rahmen für ein umfassendes Vermittlungsprogramm und unterstützt die Idee, einer Begleitung und Reflexion über faires und nachhaltiges Arbeiten. Die langfristige Perspektive ermöglicht die Entwicklung und Sicherung einer starken, künstlerischen Handschrift. Die Jury begrüßt die bestehenden engen und qualitativ hochwertigen Partnerschaften mit der Stadt, dem Staatstheater und anderen Spielorten der Freien Szene, die verfestigt und weiterausgebaut werden und damit einen wichtigen Beitrag zur Tanzlandschaft in Niedersachsen mit Schwerpunkt in Hannover leisten.

 

Projekt: INTER-ACTIONS – more than a dance company
Antragsteller: Edan Gorlicki / INTER-ACTIONS, Heidelberg
Kofinanziert von: Land Baden-Württemberg, Stadt Heidelberg

Inter-Actions mit Choreograf Edan Gorlicki prägt die Tanzlandschaft in Heidelberg und der Metropolregion Rhein-Neckar maßgeblich und hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Aufbauarbeit für die freie Tanzszene geleistet. Die Jury freut sich, wenn die vorhandenen Strukturen nun mit dem vielfältigen und umfassenden Programm THINKING-ACTIONS fortgeführt, stabilisiert und erweitert werden. Ein Ortswechsel des der gesamten Heidelberger Tanzszene zur Verfügung stehenden Coworking Tanzstudios ist geplant und ein vielschichtiges Programm vernetzt die beteiligten Tanzschaffenden untereinander und schafft die Rahmenbedingungen für künstlerische Qualität. Es entsteht eine Plattform für Austausch unter Künstler*innen, mit dem Publikum sowie der Politik. Das breite Angebot an Vermittlung, Partizipationsmöglichkeiten, Förderung von Kreativität, Mitgestaltung und Mitsprache schafft einen fruchtbaren Boden, um den Tanz in dieser Region und weit darüber hinaus weiter zu stärken und sichtbar zu machen.

 

Projekt: TANZPAKT in residence (AT)
Antragsteller: Villa Wigman für TANZ, Dresden
Kofinanziert von: Land Sachsen, Stadt Dresden

Seit 2016 engagiert sich ein freies Netzwerk Tanzschaffender in Dresden für den Erhalt, die Sanierung und den Ausbau der ehemaligen Wirkungsstätte von Mary Wigman. Mit Unterstützung einer TANZPAKT Stadt-Land-Bund-Förderung ist es dem Kulturamt der Stadt Dresden und in Kooperation mit dem Produktionszentrum HELLERAU 2019 gelungen, in Dresden ein längst überfälliges Zentrum für die sehr aktive freie Tanzszene zu entwickeln. Die Jury sieht in dem beantragten Residenzprogramm des Villa Wigman für Tanz e.V. einen wichtigen Schritt zur Weiterentwicklung dieses freien Produktionshauses und ist überzeugt davon, dass durch die Förderung nach Abschluss der Sanierung ein bedeutender neuer Standort für die freie Tanzszene in Ostdeutschland entsteht.

 

Projekt: Hebel für die Exzellenz
Antragsteller: TanzFaktur, Köln
Kofinanziert von: Land Nordrhein-Westfalen , Stadt Köln, Westwerk Immobilien GmbH & 
Co.KG, Annelie und Uwe Hoffmanns Stiftung

Die TanzFaktur hat sich in den vergangenen Jahren mit großer Beharrlichkeit und kontinuierlicher Aufbauarbeit zu einer wichtigen Produktionsstätte für den Tanz in Köln und darüber hinaus entwickelt. Das spiegelt sich auch in der Unterstützung durch Stadt und Land wider. Die Jury sieht im weiteren Ausbau der WerkHalle eine wichtige infrastrukturelle Entwicklung für den Tanz in der Region, mit großem Potential für die freie Szene und überregionaler Strahlkraft. So zeigt sich hier exemplarisch, welche Hebelwirkung das Förderprogramm TANZPAKT Stadt-Land-Bund entfalten kann, um nachhaltige Strukturen für den Tanz zu entwickeln und dauerhaft zu stärken.

 

Projekt: Geben-Nehmen-Brauchen
Antragstellerin: Jenny Beyer, Hamburg
Kofinanziert von: Land Hamburg

Unter dem Motto „geben, nehmen, brauchen“ formuliert Jenny Beyer ein ebenso ambitioniertes wie fest in ihrer bisherigen Praxis verankertes Vorhaben. Anknüpfend an die „Offenen Studios“, die sie bereits seit 2014 durchführt, erweitert sie deren Einzugsgebiet anhand eines Paradigmenwechsels, der die Jury besonders überzeugt hat: Aus Audience-Involvement wird Audience-Developement. Mit der nächsten Entwicklungsstufe der „Offenen Studios“ bewegt sich Jenny Beyer nun (nicht nur aber auch räumlich) auf das Publikum zu und entwickelt neue Strategien der Ansprache und der Öffnung, um Menschen zu erreichen, die nicht in den üblichen Verteilern kultureller Angebote sind und bisher leicht aus dem Fokus geraten.

 

Projekt: tanz.nord
Antragsteller: Stadt Bad Oldesloe / Sachbereich Kultur
Kofinanziert von: Land Schleswig-Holstein, Land Hamburg, ArGE Stormarn kulturell 
stärken, Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn

Die regionalen Unterschiede in der Tanzlandschaft in Deutschland sind ebenso auffällig wie die Unterschiede zwischen Stadt und Land. Die Jury begrüßt, dass das Projekt von tanz.nord zwei Regionen und zwei unterschiedliche Lebensräume verbindet und dabei auch nicht vergisst, dass ländliche Regionen nicht erst hinter den Stadtgrenzen beginnen, sondern auch Teil von Metropolregionen sind. So wird nicht der Gegensatz von Regionen gegen einander ausgespielt, sondern auf der Grundlage von gemeinsamen Aufgaben ein Modell entwickelt, das die Verbreitung und Vermittlung von Tanz jenseits der üblichen Zentren umfassend angeht.

 

Projekt: Profilierung der FORWARD DANCE COMPANY von LOFFT - DAS THEATER
Antragsteller: LOFFT – DAS THEATER, Leipzig
Kofinanziert von: Land Sachsen, Stadt Leipzig

Das Lofft als wichtiger Produktionsstandort in Sachsen und national wie international vernetzte Spielstätte betreibt seit 2019 die mixed-abled Tanz Company Fast Forward Company. Die Jury ist überzeugt davon, dass die Fast Forward Company nach ersten Produktionen in den vergangenen zwei Jahren mit der Förderung die nächsten Schritte gehen kann, um die eigene Praxis durch neue Kooperationen und Produktionen zu stabilisieren und weiterzuentwickeln. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Verknüpfung von Recherche, Produktion, Vermittlung und Touring, die sowohl eine starke Entwicklung des Ensembles als auch der Produktionsstruktur bewirken kann.

 

Projekt: Tanzhaus temporär – Auf dem Weg zu einem Tanzhaus für Kassel
Antragsteller: Tanzwerk Kassel
Kofinanziert von: Land Hessen, Stadt Kassel, Gerhard Fieseler Stiftung, cdw Stiftung, 
Kasseler Sparkasse

Mit Tanzhaus temporär wird eine Initiative gestärkt, die exemplarisch für eine mittelgroße Stadt eine nachhaltige in die Exzellenz führende Struktur für den Tanz entwickelt. Aufbauend auf intensivem, zum Teil über 25-jährigem Engagement vieler Akteure für den zeitgenössischen Tanz wird hier eine belastbare Struktur etabliert, die Sichtbarkeit, Professionalisierung und gesellschaftliche Relevanz bedeutet. Die inhaltlichen und organisatorischen Überlegungen mit temporärem Tanzhaus, Festival und Symposium sowie Profitrainings, Gastlehrer:innen und Recherche-Wochenenden bilden eine Grundlage, die als Best Practice auch die Chance beinhaltet, vielfältige Nachahmer in anderen deutschen Städten zu finden. Die Jury hat begeistert, wie die das Projekt die in ehrenamtlicher Arbeit entstandenen Strukturen in Stadt und Region sinnvoll weiterführt und nachhaltig verankert.

 

Projekt: tanz(t)räume
Antragsteller: LUNA PARK, Berlin
Kofinanziert von: Land Berlin, Gesundbrunnen-Grundschule

Die Initiative LUNA PARK arbeitet seit etlichen Jahren an der Schnittstelle zwischen zeitgenössischem Tanz und kultureller Bildung mit Kindern und Jugendlichen - mehrheitlich mit Migrationshintergrund - und hat hier bereits Hervorragendes und Beispielhaftes geleistet. Ihre Projektidee, an einer Grundschule zeitgenössischen Tanz durch Künstlerresidenzen als Motor der kulturellen Teilhabe zu nutzen und über sprachliche Grenzen hinweg nachhaltig zu wirken, ist so innovativ wie einleuchtend. Die sehr gute Vernetzung der Initiative mit Kulturinstitutionen und Bildungspartnern im Berliner Kiez Wedding verspricht ein erfolgreiches Arbeiten auf Augenhöhe in einem sozial- und kulturräumlichen Umfeld, das mit der Kunstform Tanz bislang nur selten in Berührung gekommen ist. Die Jury verspricht sich von tanz(t)räume eine modellhafte Entwicklung von Tanzresidenzen an Schulen bis hin zur Verstetigung in bildungspolitischen Curricula.

 

Projekt: Tanzinitiative Brandenburg
Antragsteller: fabrik Potsdam
Kofinanziert von: Land Brandenburg, Stadt Cottbus, Stadt Potsdam

Die von der Fabrik Potsdam und der TANZwerkstatt Cottbus/Tanzcompagnie golde g. geplante Tanzinitiative Brandenburg hat sich zum Ziel gesetzt, die Tanzstrukturen in Brandenburg, die seit den 80er Jahren in erschreckender Weise von Abwicklung und Aushöhlung betroffen waren, in den Fokus zu nehmen und gezielt zu stärken. Aufbauen können sie dabei auf den Erfahrungen des ersten Vernetzungsprojektes der zeitgenössischen Tanzszene Brandenburgs - dem im Rahmen von TANZPAKT RECONNECT geförderten Residenzprogramm "DiR Brandenburg“. Zentrale Bausteine des Projekts sind Informationsaustausch, Residenzen jenseits der Metropolen, Recherchen und Arbeitstreffen, Programme zu Professionalisierung und Weiterbildung und das Erschließen neuer Arbeitsfelder für Tanzschaffende.In der intensiven Netzwerkarbeit der Partner sowie in der proaktiven Anbindung an bestehende Festival- und Veranstaltungsformate sieht die Jury hervorragendes Potential für die Entwicklung einer nachhaltigen und tragfähigen Struktur für den freien zeitgenössischen Tanz in Brandenburg.

Jurystatements 2019

 

Projekt: Offensive Tanz für junges Publikum
Antragsteller: Offensive Tanz für junges Publikum, Berlin
Kofinanziert von: Land Berlin

Die „Offensive Tanz für junges Publikum“ will in Berlin durch Bündelung und Vernetzung der bisher schon bestehenden Akteur*innen im Feld des „Tanzes für junges Publikum“ ein kontinuierliches und hoch qualitatives Angebot für Menschen im Alter von 0 bis 18 Jahren etablieren und damit diesem Bereich sowohl eine herausragende Exzellenz verleihen wie auch den Tanz als Kunstform weiter aufwerten. Das Besondere an dieser kooperierenden Partnerschaft ist die Union von zwei jungen Akteuren wie „PURPLE – Internationales Tanzfestival für junges Publikum“ und TANZKOMPLIZEN, die sich erst seit 2017, dafür aber sehr erfolgreich etabliert haben, mit zwei renommierten Häusern für Kinder- und Jugendtheater, nämlich dem Theater Strahl (gegründet 1987) und dem Theater o.N. (gegründet 1979), die einen Ausbau ihrer Tanzsparte anstreben. Die 4 Partner haben sich hohe Ziele gesteckt, aber sie haben die Jury mit ihrem Antrag davon überzeugt, dass sie zusätzlich zu innovativen Vermittlungsformaten dem Tanz für junges Publikum in Berlin eine herausragende und nachhaltige Stellung im Sinne von Struktur, Zuschauergewinnung, Sichtbarkeit, Vermittlung und Produktion verschaffen können.

 

Projekt: Villa Wigman + Hellerau - Tanzpakt Dresden
Antragsteller: Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden
Kofinanziert von: Land Sachsen, Stadt Dresden, TreuBau Stiftung

„Tanzpakt Dresden“ wird den Tanz in der Stadt mit zwei Maßnahmen und zwei kooperierenden Hauptakteuren nachhaltig stärken: Zum einen wird die Villa Wigman durch konkrete bauliche Investitionen zu einem eigenverantwortlich betriebenen Proben- und Produktionsraum für die freie Szene der Stadt entwickelt. Zum anderen wird HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste ein umfassend angelegtes Residenzprogramm realisieren, in dessen Rahmen auch qualitativ hochstehende Inszenierungen und insbesondere größere Formate produziert und präsentiert werden. Die Jury stellt fest: „Der Antrag der Stadt Dresden belegt eindrucksvoll das kommunale Engagement für den Tanzstandort Dresden und ist inhaltlich getragen von einem gleichermaßen überzeugenden wie nachhaltigen Kooperationsprojekt zwischen der lokalen freien Szene und einem etablierten internationalen Produktionshaus. Mit der Sanierung der Villa Wigman wird nicht nur ein tanzhistorisch bedeutender Ort reaktiviert, sondern auch ein wesentlicher Entwicklungsschritt hin zu einem exzellenten Tanzstandort vollzogen. Somit ist auch die Grundlage für eine Präsentation der freien Tanzproduktionen auf Augenhöhe in HELLERAU gegeben.


Projekt: Der Freiraum
Antragsteller: Ben J. Riepe Kompanie, Düsseldorf
Kofinanziert von: Land Nordrhein-Westfalen, Stadt Düsseldorf, Kunststiftung NRW

„Der Freiraum“ versteht sich als Entwicklungs- und Kooperationsprojekt zur Schaffung eines „Artist Run Spaces“. Die Kompanie Ben J. Riepe wird in neu angemieteten Räumen einen Recherche-, Residenz-, Produktions- und Co-Working Space einrichten, der Künstler*innen aus Düsseldorf und Umgebung kostenfrei zur Verfügung steht. Ziel ist es, einen geschützten Raum für Kunst unabhängig von konkreter Produktion zu gestalten, der mit einer flachen Hierarchiestruktur betrieben wird und freie Begegnungen, Austausch und Synergien auf eine nachhaltige Weise ermöglicht.
„Mit der Schaffung eines interdisziplinären künstlerischen Produktionsortes schließt das Projekt eine wichtige Lücke und unterstützt so maßgeblich die Fortentwicklung der professionellen Tanzszene Düsseldorfs.“ Die Jury würdigt den explizit kooperativen Ansatz eines exzellenten Antragstellers, der in den vergangenen Jahren bereits kontinuierlich hochqualitative choreografische Arbeiten präsentiert hat und der mit diesem Konzept nachhaltige künstlerische Freiräume in selbstverwalteter Struktur schafft sowie neue Formen der Zusammenarbeit und des Austauschs erprobt. 

 

Projekt: Tanzpakt Stuttgart
Antragsteller: Stadt Stuttgart, Kulturamt
Kofinanziert: Stadt Stuttgart

Ab 2023 wird die Stadt Stuttgart der freien Szene eine eigene Spielstätte zur Verfügung zu stellen. Das Kulturamt Stuttgart hat als Moderatorin verschiedene Partner (Theater Rampe, Akademie Schloss Solitude, Musik der Jahrhunderte, Produktionszentrum Tanz+Performance sowie Gemeinnützige Unternehmer-gesellschaft der Freien Tanz- und Theaterszene) zusammengeführt, um gemeinsam den zeitgenössischen Tanz in seiner Interdisziplinarität zu stärken. Das vorliegende Konzept denkt ganzheitlich: Neben Räumen und Produktionsmitteln werden auch Mittel für künstlerische Recherchen zur Verfügung gestellt. Die Bereiche Ausbildung, Forschung und Kunstvermittlung werden von Anfang an miteinbezogen. Ein biennales und interdisziplinäres Festival wird gemeinsam kuratiert. Überzeugend ist das Konzept, weil es auf etablierte und renommierte lokale Partner setzt, die sich neu für den zeitgenössischen Tanz öffnen oder diesen Bereich verstärken wollen. Dadurch kann das Projekt von Beginn an von Erfahrung und guter lokaler Verankerung profitieren und verspricht eine nachhaltige Verbesserung für die freie Tanzszene Stuttgart.


Projekt: TanzRAUM Nord - Global Moves
Antragsteller: Felix Landerer und Helge Letonja, Bremen/Hannover
Kofinanziert von: Land Niedersachsen, Land Bremen, Stadt Hannover, Stiftung Niedersachsen, Theater Bremen, Karin und Uwe Hollweg-Stiftung

Der Zusammenschluss der beiden Choreografen Felix Landerer (Hannover) und Helge Letonja (Bremen) mit der Absicht, ein zeitgenössisches Ensemble aus zehn durchgängig engagierten Tänzer*innen aufzubauen, hat die Jury überzeugt. Für die Entwicklung nachhaltig wirkender Strukturen bedarf es kooperativer Vernetzungsmodelle dieser Art. Tandem-Produktionen mit jeweils vier lokalen und internationalen Choreograf*innen eröffnen darüber hinaus auch anderen Künstler*innen neue Perspektiven für die eigene Arbeit. „TanzRAUM Nord - Global Moves“ hat nicht zuletzt durch die Verschränkung der freien Szenen mit den Stadt- und Staatstheatern, z.B. als Partner für Gastspiele, das Potential, den zeitgenössischen Tanz in der Region Nordwest über TANZPAKT hinaus langfristig strukturell und qualitativ zu stärken. Durch Produktionen und Kooperationen mit dem Ensemble entstehen neue Arbeitsfelder für die Tanzschaffenden der lokalen Szenen, z.B. bieten die neu eingerichteten Produktionsbüros in beiden Städten den Künstler*innen vor Ort zudem individuelle Beratungen an.


Projekt: Nomadische Akademie
Antragsteller: Anna Konjetzky, München
Kofinanziert von: Stadt München

„Die Jury befürwortet den besonderen und damit herausragenden Aspekt in Anna Konjetzkys Antrag mit der Etablierung der NOMADISCHEN AKADEMIE neben der Stärkung ihrer eigenen in München basierten Tanzkompanie, mit der sie hohe künstlerische Qualität, große Erfolge und Anerkennung erzielen konnte, ein Netzwerkprojekt zu initiieren. Dieses will die Münchner sowie bayrische Tanzszene impulsgebend und verstärkend in den Austausch mit internationalen Netzwerken aus Polen, Palästina und Australien bringen. Aktuell fehlt ein stetiger Diskurs zu Fragen der tanzkünstlerischen Ästhetik und Produktionsweise in der Münchner und bayrischen Tanzlandschaft. Die NOMADISCHE AKADEMIE unternimmt somit als vorerst temporäres Ausbildungs-, Vermittlungs- und Recherchezentrum den Versuch, das Thema Grenze(n), alternative Räume/Gemeinschaften in Theorie und Praxis darzustellen – in Form dreier jährlich stattfindender international besetzter Plattformen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der jeweiligen lokalen Szenen. Den Abschluss wird ein Tanzfestival mit neu entstandenen choreografischen Arbeiten inklusive eines Symposiums mit allen Beteiligten und neu entstandener künstlerischen Positionen in München bilden.“ 

 

Projekt: Cologne Dance-Circus Festival
Antragsteller: Overhead Project, Köln 
Kofinanziert von: Land Nordrhein-Westfalen, Stadt Köln

Tim Behren und Florian Patschovsky sind im deutschsprachigen Raum Vorreiter, wenn es darum geht, den Grenzbereich zwischen Zeitgenössischem Zirkus und Tanz zu erkunden. Ihre kraftvollen Performances touren national und international. Ihre in Köln ansässige Kompanie Overhead Project entwickelt modellhafte Formate für die Präsentation und Produktion im Crossover-Bereich von Tanz und Zirkus. Das neue, durch TANZPAKT geförderten „Cologne Dance-Circus Festival“ mit einem Programm aus Aufführungen, Workshops und Symposium schafft eine neue Plattform für diese – in Deutschland noch wenig präsente – Sparte und verhilft ihr damit zu mehr Sichtbarkeit, und fördert nationale wie internationale Künstler*innen, Zirkusartist*innen und Akrobat*innen, die beide Kunstformen miteinander verbinden. Ein Residenzprogramm und das Mentoring-Format „Junge Wilde“ widmen sich außerdem der Künstler*innen- und Nachwuchsförderung und können somit Ausstrahlung über Köln und NRW hinaus entwickeln. Zusätzlich sollen durch das „Cologne Dance-Circus Festival” neue Publikumsschichten gewonnen werden. Das Ensemble und die präzise durchdeklinierten Teile des Festivals überzeugten die Jury.

 

Jurystatements 2018


Projekt: Teilgesellschaften
Antragsteller: Antje Pfundtner in Gesellschaft

Antje Pfundtners Projekt „Teilgesellschaften“ hat die Jury überzeugt, weil es plausibel auf der bisherigen künstlerischen Arbeit der Choreografin aufbaut und diese konsequent weiterführt: Mit ihren Tischgesellschaften möchte sie eine Plattform schaffen, die den Austausch von Künstlern untereinander ermöglicht, fördert und somit in die Szene hineinwirkt – eine Initiative, die die Jury unbedingt für begrüßens- und unterstützenswert hält. Mit einer Stärkung ihrer Kompaniestruktur ebenso wie ihres künstlerischen Schaffens selbst festigt Antje Pfundtner zudem die Exzellenz ihrer eigenen Arbeit.

 

Projekt: EinTanzHaus+
Antragsteller: EinTanzHaus 

Die Jury begrüßt die Initiative des Künstler-Tandems Eric Trottier und Daria Holme, mit Unterstützung der Stadt Mannheim und des Landes Baden-Württemberg im süddeutschen Raum ein Zentrum für Zeitgenössischen Tanz zu etablieren. Mit der Realisierung des eingereichten Konzepts wird die Entwicklung eines modellhaften Ortes der Begegnung mit der Möglichkeit für Präsentation, theoretischen Diskurs, Residenz- und Workshop-Programme für Tanz mit nationaler und internationaler Ausstrahlung gefördert. „EinTanzHaus+“ kann somit zu einer Spielstätte mit professionalisierter Infrastruktur werden, an die sich auch die zwar noch junge aber lebendige süddeutsche freie Tanzszene anbinden kann, flankiert durch den Aufbau einer Juniorcompany wie auch durch Kooperationen u.a. mit dem ZKM Karlsruhe und der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. 

 

Projekt: EXPLORE DANCE! Tanz für junges Publikum entdecken
Antragsteller: fabric moves 

Tanzproduktionen für Kinder und Jugendliche sind in Deutschland immer noch rar, obwohl eine grosse Nachfrage nach hochwertigen Arbeiten besteht. Das Projekt „EXPLORE DANCE“ will diese Lücke schließen und setzt dafür auf ein starkes Netzwerk aus Theatern und Schulen in Potsdam, München und Hamburg – unterstützt durch einen internationalen Beirat. Die Jury begrüsst das Vorhaben, das nicht nur neue Produktionen im Fokus hat, sondern ebenso in die Vernetzung, die künstlerische Reflektion und eine längerfristige Förderperspektive investiert. Damit wird – so ist zu hoffen - ein Grundstein gelegt für die nachhaltige Entwicklung dieses für den Tanz so zentralen Bereichs. 

 

Projekt: Kooperatives Tanzentwicklungskonzept Freiburg
Antragsteller: Kulturamt Freiburg

Mit dem Projekt „Kooperatives Tanzentwicklungskonzept Freiburg“ zeigt das Kulturamt Freiburg modellhaft auf, wie Verwaltung als starker Partner langfristig und produktiv die Kultur und damit auch die Tanzszene einer Stadt mitgestalten und befördern kann. Die Jury ist überzeugt davon, dass das mit mehreren Partnern gemeinsam erarbeitete Konzept es der freien Tanzszene ermöglicht, sich dauerhaft strukturell weiterzuentwickeln und größere Sichtbarkeit zu gewinnen. Die Projektförderung des TANZPAKT unterstützt so aktiv die Stärkung der Freien Szene Tanz in Freiburg und die Entstehung eines exzellenten Standortes für den zeitgenössischen Tanz in Baden-Württemberg.

 

Projekt: Gastgeberschaft
Antragsteller: MOUVOIR

Die Arbeiten der Choreografin Stephanie Thiersch zeichnen neben ihren international kooperierenden Bühnenstücken vor allem die Einmischung in den öffentlichen Raum aus, wie zuletzt bei City Dance Köln 2016 mit 500 Beteiligten. Mit der Förderung des Antrags „Gastgeberschaft“ unterstützt die Jury die Kölner Kompanie MOUVOIR darin, ihre Aktivitäten im Dialog mit anderen Künstler*innen, Laien, Expert*innen und Bürger*innen ohne Produktionszwang auszuweiten, neue Allianzen mit dem Publikum aufzubauen und somit den Tanz stärker ins Zentrum der Gesellschaft zu rücken. 

 

Projekt: Making a Difference
Antragsteller: Sophiensaele 

Die Jury unterstützt die Realisierung des Projekts „Making a Difference“, da ihm ein besonderes Konzept zugrunde liegt, das Tanz mit und für Menschen mit physischen und sensorischen Behinderungen fördert. Mit seinen interessanten Modulen, die sich über mehrere Jahre erstrecken, und der geplanten Stärkung nationaler und internationaler Netzwerke ist das Projekt einmalig.

 

Projekt: Vorpommern tanzt an
Antragsteller: Tanzregion Vorpommern 

Das Konzept „Vorpommern tanzt an“, das aus der Bündelung der Expertisen von Perform[d]ance (Stralsund), schloss bröllin (Fahrenwalde) und Theater Vorpommern entstanden ist, hat die Jury auf allen Ebenen überzeugt. Es setzt genau dort an, wo grundlegende Strukturen für eine freie Tanzszene in dieser Region entwickelt werden müssen: beim Aufbau eines Kompetenzzentrums Tanz mit choreografischen Labs und Mentoring für junge Tanzschaffende über ein Tanzvermittlungsprogramm mit tourenden Klassenzimmerstücken und Qualifizierungsmaßnahmen, einem jährlich stattfindenden Tanzfest bis hin zur Einrichtung einer Fachstelle Tanz zwecks regionaler und bundesweiter Vernetzung. 

 

Projekt: TanzWert
Antragsteller: Tanztheater Erfurt

Mit der Förderung dieses kooperativen Entwicklungskonzepts des Tanztheaters Erfurt mit dem DNT Weimar und dem Theater Erfurt unterstützt die Jury, dass in Thüringen perspektivisch wieder verstärkt Tanz stattfinden und präsentiert werden kann. Somit ermöglicht sie dem Projekt „TanzWert“ die Neubelebung der Sparte Tanz in der Region und die längerfristige Etablierung eines stabilen künstlerischen Netzwerks. Positiv bewertet die Jury zudem die Einbeziehung partizipativer Projekte mit niedrigschwelligem Vermittlungsangebot, welche die geförderten Neuproduktionen begleiten sollen, um so eine erwünschte Programmvielfalt an den beiden Häusern und die Modellhaftigkeit der Verknüpfung einer freien Tanzkompanie mit den beiden thüringischen Theaterinstitutionen deutlich erkennbar und sichtbar werden zu lassen.